Dienstag, 29. September 2015

Des Wahnsinns fette Beute

(inspiriert durch Layer Muki)
Dienstag, 29.9.15

Heute ging es mit dem Kurs "Geothermal Wells" auf Exkursion nach Svartsengi (dort gibt es ein Geothermie Kraftwerk, mit dessen Betriebsabwässern übrigens auch die Blue Lagoon geheizt wird).
Svartsengi Geothermal Power Plant
Unser Fokus heute - wie auch der des gesamten Kurses - lag allerdings eher auf der Bohrung eines neuen Bohrlochs, das nach seiner Fertigstellung ebenfalls das Kraftwerk mit Heißwasser bzw. Dampf speisen soll. Die Bohrung findet in direkter Nähe zum Kraftwerk statt, nämlich genau an der Stelle, von der das obige Bild geschossen wurde. Von dort werden dann ebenfalls Rohre zum Kraftwerk hin verlegt.
Um eine solche Bohrung vorzunehmen braucht es allerdings Heavy Machinery, nämlich den Bohrturm "Þór", der wohl auch schon bei München im Einsatz war und für dieses läppische 2000m Loch eigentlich viel zu übertrieben ist...

der komplette Bohrturm mit Gerätschaften drumherum

21" Drilling Bit

Momentan sind die Leute bei 300m Tiefe angelangt und das erste Gehäuse wird betoniert. Das ist auch gerade die Tiefe, die so ein mordsmännlicher Bohrkopf mitmacht, bevor er ausgetauscht wird.
 Darüber muss jetzt am Donnerstag in der Vorlesung in einer kleinen Präsentation berichtet werden.



Jau, nachdem wir wieder an der Uni angekommen sind, bin ich noch schnell vor Ladenschluss zu Byko geheizt, dem lokalen Baumarkt, um mir einen 5mm Imbus für Fahrradangelegenheiten zu kaufen...
Wie ich so in den Laden laufe, frage ich direkt mal eine Angestellte. Ich habe natürlich vorher nachgesehen, was Innensechskant auf Englisch heißt, nämlich "Hexagon-Socket". So frage ich die gute Frau nach einem 5mm Hexagon-Socket, woraufhin sie erstmal nix checkt.

Da wir gerade im am Bohrer-Regal stehen, deute auf einen Flachfräßbohrer mit 6-eckiger Aufnahme. Sie checkt es und wir wechseln ein Regal weiter. Sie bringt mich genau zu dem Gerät, was ich brauche, nur um Festzustellen, dass ich mir mit dem deutschen Begriff wohl einige Erklärungen hätte sparen können... Isländisch ist echt näher am Deutschen als man denkt, das hört sich immer mega gewitzt an, ist aber eigentlich genau dasselbe 😉

SEXKANTUR
Da Bónus grad ums Eck ist, beschließe ich mal schnell rein zu gehen und nachzusehen, ob sie endlich mal wieder das Knuspermüsli meiner Wahl im Regal haben... Haben sie natürlich immer noch nicht! Ich hadere, soll ich mir wohl das teurere kaufen??? Nein, irgendwann werden sie es schon wieder haben...
Ich habe schon die Milchtüte in der Hand, als ich beschließe, es doch bei 3 Äpfeln und ner Birne zu belassen.

Nun ja, da ich mich quasi gerade im 3-Container-Eck befinde, beschließe ich mal eben nachzusehen. Ich brauche ja schließlich immer noch Knuspermüsli...
Auf den ersten Blick - Knackbirne kauend - entdecke ich zwei 1-kg-Packugen feinstes Knuspermülsi! Mein Herz geht auf, die Titelmelodie meines Wunschkonzerts dröhnt blechern im Container. Freude! Die Faustregel ist eigentlich, dass die Lebensmittel die ich heute kaufen will erst morgen im Container liegen... nun ja heute werden meine Wünsche schneller erhört! 😉

Na da schau ich doch noch schnell bei Nettó durch. Ich flippe aus. Ich schnappe mir den Karton voller Süßigkeiten und packe noch ein paar Sandwichs, Aufbackpizzen und Steaks drauf und flitze nach Hause. Als ich dort die Kiste öffne, springt mir des Wahnsinns fette Beute ins Gesicht.
Wer sich fragt, was Dosencoke im Container zu suchen hat, der schaue sich den ausgebeulten Boden an...

OreoOreoOreoOreoOreoOreoOreoOreoOreoOreo Ooohh!!!

Enjoying an extraordinary delicious Sandwich!

Sonntag, 27. September 2015

Trip #01: The amazing journey to Hornstrandir

In Reykjavik angekommen decke ich mich erstmal im Duty Free ein. Elduris und Brennivin und irgendein billiger blended Scotch. Danach trampe ich gleich mal in die Stadt, um ein bisschen warm zu werden für die nächsten Tage. Ich rufe Ari, meinen zukünftiger Mitbewohner, an, ohne an den Jetlag zu denken, hier ist es erst 9 Uhr und ich wecke ihn aus seinem Katerschlaf… Es ist aber kein Problem, ich kann vorbeikommen und einen Teil meines Zeugs abstellen, für die Westfjorde einkaufen und auch die Nacht bleiben, um am nächsten morgen loszutrampen. Es ist nämlich so, dass ich erst ab 24.8. in die Bude ziehen kann.
Mein Plan also: sofort in den Norden in die Westfjorde trampen von wo aus ich ein Boot nach Hornstrandir – ein National Reserve Park – nehme, um dort bis zu 10 Tage zu wandern. Diesen Goldtipp No.1 bekam ich von Jens (Ex-Island Erasmus, Mitbewohner, Freund und 44-Uhr-Veteran). BOMBE!
Ich bin dann idealerweise am 24.08. wieder in Reykjavik, um zum Beginn der Orientierungsveranstaltungen an der Uni sein zu können.

Mein erster Einkauf in Bonus dauert mal wieder typisch lange, aber hey das ist alles auf isländisch und ich muss erstmal herausfinden, welches Preisschild zu welchem Produkt gehört. ;-) Ich besorge noch Gas für den Kocher, eine Karte von Hornstrandir, Infos über den Bootsfahrplan (nicht die Preise oops) und schon am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg in die Westfjorde und schon am Tag danach hüpfe ich auf das Boot, das mich an die abgelegenste Stelle Islands bringt: ins hinterste Eck des Hrafnfjörður auf Hornstrandir!
Hier starte ich mit Lola und Lucia – zwei Mädels aus Bayern – und Oliver und Sabine – ein deutsches Paar Anfang 40. Wir alle haben den gleichen Zeitraum  (Samstag bis Sonntag in 8 Tagen) und mehr oder weniger die gleiche Route (Hrafnfjörður nach Hesteyri im Hesteyrarfjörður).


1. Etappe:
Gleich zu Beginn sehen wir einen Nerz herumspringen, ein seltenes Glück wie ich mir später habe sagen lassen… Wir dackeln also alle zusammen um 11 Uhr los und gehen gleich die 300hm des Tages an, nichts Wildes, aber es reicht zum Schwitzen. Oben angelangt öffnet sich eine Ebene mit einem See, wonach es wieder runter auf die Nordostseite Hornstrandirs geht. Auf dieser Seite eröffnen sich uns wunderbare schöne Blumenwiesen, schmale Bächlein und Wasserrinnen mit unerwarteten Tiefen, die ihre Breite zweifach übertrumpfen können. Das alles auf einer großen, flach zum Meer auslaufenden Ebene, deren Feuchtigkeitsverhältnisse ich als „duskyesk“ oder schlicht: „schottisch“ bezeichnen würde. Es muss nicht mal so schlammig sein, aber bei jedem Tritt schießt das Wasser seitlich unter der Schuhsohle heraus, was Gamaschen durchaus zu einem nützlichen Gadget macht. Die anderen ziehen zum ersten Mal ihre Schuhe aus und ihre Watschuhe  an(^^ ach das wär ne Idee gewesen), wobei ich das noch mit ein paar wackeligen Tritten und gewagten Sprüngen hinbekomme kein Probleeem!


Wir kommen wahnsinnig langsam voran, weil wir ständig anhalten um Fotos zu schießen oder auf irgendjemand warten. Noch dazu kommt, dass Sabine scheinbar nicht ganz so fit ist und trotz Stöcken relativ wenig trittsicher. Da das letzte Stück nur bei Ebbe begehbar ist, haben wir auch einigermaßen Zeitdruck.
Trotzdem kommen wir abends um 8 Uhr nach 15km am Campingplatz an. Da es leicht regnet, baue ich mein neu erstandenes Zelt in einer Rekordzeit von 4 Minuten auf und habe mein Zeug schon im Zelt, bevor die anderen ankommen. Da es regnet gehe ich ins Zelt und da es kalt ist liege ich schon mal in den Schlafsack. Nachdem ich so liegend die Suppe gekocht und verspeist habe, mache ich noch einen Tee und schlafe eher unbeabsichtigt quasi beim Tee trinken ein.


 
2. Etappe:
Zum Frühstück: Müsli mit Apfel (frisch) und Naturjoghurt^^… Luxus muss sein! Dazu Kaffee. Das ganze möchte ich am Strand zu mir nehmen. Diese Freude bleibt mir jedoch erspart, weil ich einfach keinen Zugang finde.
Ich beschließe, mich heute von der Gruppe zu lösen, es ist zwar immer schön Begleitung zu haben, aber mein Tagesziel ist echt weit (Latravik, 19km) und  das würde ich mit den anderen keinesfalls erreichen, selbst wenn sie mit mir um 11.30 Uhr gestartet wären…
Außerdem möchte ich mal mein Tempo gehen, mich auspowern, Pause machen oder auch nicht, an mein Limit gehen. Wenn ein Platz schön ist und in meinen Plan passt, schlage ich das Zelt auf; wenn nicht, dann nicht, auch wenn es schon 9 Uhr abends ist!

Die erste Furt für mich kommt auch schon in der ersten Stunde, nicht tief, aber gerade zu tief, um die Schuhe anzulassen. Mit stiefelarten Schuhen bis zur Wade hoch könnte man sich einige Furten sparen! Das Wasser ist so schweinisch kalt, nach schlappen 5m sind meine Füße halb dead.



Nun geht es den Berg hoch und hier fühle ich mich richtig frei, alleine unterwegs zu sein, andernfalls könnte ich mich nicht so verausgaben – ich renne mit meinen Stöcken regelrecht den Berg hoch, schwer schnaubend und schwitzend versteht sich… gelegentlich ein Blick ins Tal, zurück auf die kleiner werdenden Zelte am anderen Ende der Bucht, ein Blick auf den mit Treibholz übersäten Strand und das Meer, dessen Rauschen immer so abrupt verschwindet, wenn einem mit der nächsten Bergkuppe die Sicht auf dasselbe genommen wird. Auf diese Weise wird ein kleiner Schallraum ohne Störgeräusche geschaffen, einzig und allein für das zarte Gluckern eines kleinen Rinnsals…
Ist man oben angelangt, öffnet sich der Blick auf den nächsten Fjord und den nächsten Berg, den man bald besteigen wird und hinter dem sich ein weiterer Fjord versteckt.


Kurz darauf sehe ich meine ersten zwei Polarfüchse. Ich raste aus und kille dabei meinen ersten Kamera-Akku. Schon nach einer kurzen Weile wird mir klar, wie unbeeindruckt diese Tiere von Menschen sind, sie lassen sich durch nichts stören und schlafen oder putzen sich in aller Ruhe direkt vor einem…



Um 11 Uhr nachts, gerade der Zeitpunkt zudem es aktuell wirklich dunkel wird, erreiche ich das heutige Tagesziel Latravik.
Chamäleon-Move des Tages: Heute trage ich lediglich einen halben Liter Wasser mit mir herum. Bei dieser Masse an frischen Flüssen, Bächen und Rinnsalen braucht man wirklich keine größere Flasche, um durchgehend versorgt zu sein.
Improvisations-Move des Tages: Da ich keine Watschuhe habe, führe ich ein neues Gadget zu meinem Equipment hinzu: Watsocken!!!

3. Etappe:
Heute ist ein guter Tag, heute geht’s raus aufs Horn zu den Vogelfelsen, das wohl markanteste Merkmal Hornstrandirs. Bam hoch und hoch und dann neben dir 45° Wiesen, dann laufst du weiter und auch immer höher und plötzlich stehest du an der steilsten Klippe, die du je von oben gesehen hast. Du schaust um dich und überall fliegen Möwen rum – kreuz und quer. Du beobachtest eine, sie fliegt eine Schleife und genau auf dich zu, du kannst sogar schon sehen, dass sie dir direkt in die Augen sieht.  Kurz vor dir nimmt sie die Kehre und dreht ihren scharfen Schnabel weg.



Das also ist das Horn! Wunderschöne Blicke lassen mich schon einen Vorgeschmack auf die heutige Nächtigungsbucht aufschnappen. Ein glitzerndes Flussdelta! Den Weg nach unten säumt noch ein polares Füchslein bevor ich auf das Lager meiner Wahl stoße.
An einem zierlichen Wasserfall, der von einem 9m höheren Level fällt soll ich heute meine Stärke auffrischen? Mit höchster Freudigkeit angenommen!
Ich plane schon das Lagerfeuer, wärme mich strandsteinhievend für die Dusche vor! Das Zelt steht schon!
Das Gute an einer solchen Wunderdusche: Sie zwingt dich pre-irrigating sanft brutal in die kalten Fallwasser. Dagegen kann in stehenden Gewässern nur die Oma-Taktik mithalten und das soll was heißen… Warm anziehen. Strand. Feuer machen. Essen. Schlafen gehen.
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Feueeeer machen! Wie konnte sowas einfaches jemals so schwer werden?!
Man stelle sich vor:
Es zieht eine dunkle Wolke heran, ich sehe sie kommen und erinnere mich an das vorbereitete Holz. Mann mann mann das wird mir da rein regnen, besser schnell Feuer machen!
Kleines Holz, mittleres Holz, großes Holz. Untermittleres Holz. Zunder.
Der Zunder will nicht. Erneutes Beschaffen von Zunder macht den Job auch nicht, da hilft nur noch Späne schnitzen… Besser noch: den Kocher zu Hilfe nehmen. Das alles bringt nichts, ich raste innerlich aus, damit kann ich mich doch nicht etwa zufrieden geben?!
Feinere feine Späne werden produziert…
Ich gebe mich offiziell geschlagen, ich gebe auf, dieses vollgesaugte Kackholz scheiße!!! ;-)

4. Etappe:
Als ich mich aus dem Zelt schaffe, kommt ein Guide mit seinen zwei Asiaten vorbei. Er warnt mich vor den Rangers (die geben mir einen hübschen Strafzettel, wenn die mich wild campend erwischen) und vor dem Wetter ab Donnerstag… „ist gonna turn PRETTY SHITTY“ so seine Worte, wohl über Freitag bis Samstag und vielleicht noch Sonntag. Nun ja damit muss ich leben, vielleicht früher Richtung Ziel gehen, wenn es wirklich so übel wird. Nun ja als erstes muss ich mal diesen Fluss hier überqueren. Ich bin direkt am Strand, wo er sich auf Sand ins Meer einfügt. Wo ist er am besten überquerbar? Flach muss es auf jeden Fall sein, gut wäre zusätzlich eine adäquat ruhige Strömung.
Ich habe die Wahl zwischen ruhig fließend, schmal und eher über-Knie-tief; und direkt am Stand rasch fließend, breit und eher flach?
Nach einigem Angeteste am Strand probiere ich die erste Stelle. 1,50m vor Ende ist noch so eine tiefe Stelle, an der ich nicht vorbeikomme.
Zwischen den beiden Stellen finde ich nun eine noch vernünftigere. Hier geht alles gut, bis kurz vor Ende plötzlich der Sand unter meinen Füßen keinen Halt mehr bietet! Ich steige schnelle Treppen im Wasser und kann mich schließlich mit nassem Pöter an Land bringen, der Rucksack ist auch ein bisschen eingetaucht. Huiuiui, geschafft. Ein anerkennendes Lächeln an den Fluss: diesen tückischen Sand-Trick werd ich mir merken!
Mittags nehme ich eine weniger begangene Route weiter an der Küstenlinie entlang, die in einen wahren Bergkessel führt und am Ende auf dessen Rand führen sollte. Leider ist dort kein Weg zu sehen und es wird unglaublich steil! Dazu der bewegliche Untergrund: längst mit Moos überwachsenes grobes Geröll auf dem keinem Tritt vertraut werden kann. Wenn das Moos nicht komplett nachgibt und man in einen Zwischenraum tritt, bewegen sich die Steine zumindest in irgendeine unerwartete Richtung. Das macht das Vorankommen wirklich schwierig und erfordert höchste Vorsicht.
„Zum Glück habe ich Wille, sonst wäre hier nämlich kein Weg.“
Ich kraxel den Hang hoch, bevor es oben weiter ohne Pfad geht. Das Anstrengende dabei ist auch, dass jede Trittfläche schräg ist. Der Fuß steht nie gerade wie auf den meisten Pfaden, was eine beachtliche Erhöhung der Fußsohlenbelastung bringt. Gegen Abend komme ich endlich wieder auf Pfade und genieße den einzigen Sonnenuntergang, den ich hier oben erlebe, ausgiebig! Für circa eine Stunde geht die Sonne unter, um 10 verschwindet sie dann, um es für eine weitere Stunde dämmern zu lassen.
Vorm Camping-Platz gibt noch eine letzte Furt, dann Zelt aufbauen, Süppchen mit Meerblick, danach geht es die Augen erfrischen.


5. Etappe:
Ich starte spät. Erst nach einer längeren Suchaktion nach meinem Kugelschreiber, die erst erfolgreich wird, nachdem ich in meinem Schlafsack nachsehe, breche ich um 12 Uhr auf.
Während ich mich aus dem Tal erhebe, füllt es sich immer weiter mit Wolken. Das ist total abgefahren, denn um sowas bei uns zu sehen, muss man schon mal hoch auf 1000m gehen, doch hier ist alles unter 250m Wolke! Als hätte sich das Meer mit einer Decke aus Zuckerwatte zugedeckt, um sich keinen Sonnenbrand zu holen.
Ein wunderschöner Tag, kein einziger Tropfen Regen, aber schon wesentlich windiger. Das letzte Nachtlager vor Hesteyri befindet sich am Fljótsvatn (dem Fluss-See, direkt übersetzt). Am späten Nachmittag komme ich dort an. Noch eine Weile sind die Berge komplett frei von Wolken, doch schon kurz darauf fangen sie an, sich zu mir rüber zu schieben. Für ca. 2h schiebt sich ein konstanter Wolkenstrom rasch über den Kamm, kommt aber nicht weiter, ohne sich aufzulösen. Erst als es dunkel wird kommen sie langsam den Berg herunter gekrochen, doch da liege ich auch schon im Bett, morgen muss ich früh raus, um das Zelt möglichst noch ohne Regen einzupacken…




6. Etappe – Finale:
Immer wieder wache ich auf, höre immer noch Regen auf dem Zelt, checke die Uhrzeit, ein Blick nach draußen: Wolken, aber einigermaßen gute Sicht hier unten. Um halb 9 beschließe ich wach zu bleiben, ordentlich Müsli zu essen, Kaffee dazu… das alles im Zelt. Die ganze Zeit überlege ich, wie ich bei Regen am besten packe. Stark regnet es nicht, aber ich muss los, denn wie auch schon Bear Grylls die Isländer zitiert hat:
„If you don’t like the weather just wait five minutes and it will get a lot, lot worse!“
Ich fange drinnen an, alles zu packen. Als alles im Rucksack ist, kommt er mit Regenschutz raus. Heringe raus, Außenzelt runter und beiseite gelegt (ist eh nass). Jetzt eher zügig Stangen zur Seite, Innenzelt schnell zusammen gefaltet, Footprint auch. Dann Stangen zusammen und alles verstaut. Natürlich ist das Innenzelt nicht 100% trocken geblieben, aber das Ergebnis ist ok!

Schon nach kurzem Laufen, als ich über die erste Kuppe komme, kommt mein erster Fehler voll zum tragen. „Es regnet ja grade nur ein bisschen und die Beine sollen schließlich atmen können“ dachte ich mir, als ich die Regenhose NICHT angezogen habe… Meine geniale Jacke lässt all den Regen direkt auf meine Hose niederrollen, zusätzlich zum horizontalen Regen, der mir plötzlich auf der Kuppe entgegen peitscht. Bis ich die Regenhose drüber gezogen habe, ist meine Wanderhose schon halb nass.
Der zweite Fehler lässt sich leichter beheben: ich habe die Karte nicht gleich so gefaltet, dass ich sie nicht mehr aus der Hülle nehmen muss. Das habe ich jedoch schnell gerichtet.
Während beim Aufstieg die Sicht immer reudiger wird und ich rechts und links den Blick auf die Bergwände verliere, macht sich der dritte Fehler bemerkbar: weder GPS noch Kompass dabei! Sau scheiße, aber das wusste ich ja und habe die Karte entsprechend gut studiert.
Die Gefahr: ich darf nicht zu weit nach Westen gelangen und ins falsche Tal absteigen, sonst bin ich entweder den ganzen Tag unterwegs oder muss eine weitere Nacht irgendwo verbringen.
Beim Aufstieg wird die Sicht immer schlechter, ich sehe immer hin noch ca. 20m weit, was aber nicht reicht, um irgendwelche Steintürmchen auszumachen, denen ich sowieso nicht folgen konnte, weil weiter unten noch keine waren.

Der Wind peitscht, meine Hände werden eisig kalt, wie sie meine improvisierten Stöcke umklammern. So hilfreich Stöcke auch sind, schon bald lasse ich den ersten zurück. Es ist das Metallrohr, welches ich unter all dem Treibholz fand und dem ich einen Griff aus Tape verpasst habe… er zieht mir regelrecht die Wärme aus der Hand. Auch den Hölzernen lasse ich bald liegen, um wärmere Hände zu bekommen. So steige ich also immer weiter auf, mich links haltend, in der Hoffnung ich würde es mitbekommen, wenn sich der Berg zurückzieht und ich auf die Hochebene auf 500m komme. Anhand der Windrichtung versuche ich einigermaßen Kurs zu halten, dann Schneefelder, riesige Schneefelder, und es geht immer weiter hoch. Mit der Höhe peitscht der Wind immer heftiger und schon bald kann man sich nicht mehr in den Wind drehen, der Regen knallt sonst senkrecht aufs Gesicht auf. Ich laufe in einer Steinwüste. Grobe Steine ohne Pflanzen, jeder Schritt muss gut platziert sein, dazu der große Rucksack, der noch mehr Angriffsfläche für den Wind bietet. Zur Sicherheit halte ich mich noch weiter links, als ich eigentlich für nötig halte, aber mein Gefühl für Zeit und Entfernungen ist hier oben wirklich armselig. Endlich sehe ich den Eingang ins Tal noch weiter links neben einer schwer zu erkennenden weiter vorstehenden Bergnase. Ich steige ab und treffe weiter unten auch wieder auf Steinmännchen, die mich im Pfad bestätigen.
Während der ganzen Zeit habe ich mir keine Pause gegönnt, weil es einfach zu eklig war, um überhaupt nur anzuhalten. Dazu die kalten, steifen  Finger, großen Durst verspürt man bei diesem Wetter auch nicht. Hier unten halte ich nun endlich einmal an, um zumindest ein Foto von diesem Dreckswetter zu schießen… Mühsam fummel ich die Kamera heraus, um festzustellen, dass der Akku dieses kalte Wetter nicht mehr mitmacht! Alter… dann halt zumindest ein Mars auf die Hand und weiter nach Hesteyri.
Das einzige Häuschen auf Hornstrandir wo noch Menschen sind und das bewirtet ist, befindet sich hier in Hesteyri: „The Doctor’s House“. Hier wärme ich mich auf und schaue das erste Mal auf die Uhr. Es ist 14 Uhr, das heißt ich bin 4 Stunden durchgelaufen.
Später baue ich mein Zelt für die letzte Nacht auf Hornstrandir auf. Da das Wetter das ganze Wochenende nicht mehr besser werden soll, beschließe ich schon morgen – Freitag – das Boot zurück nach Isafjörður zu nehmen anstatt wie geplant am Sonntag.

In einem kleinen Resumée würde ich schreiben, dass Hornstrandir einfach nur ein wunderschöner Ort ist und bestens geeignet für genau das, was ich dort eine Woche getan habe: Laufen, Genießen, Essen, Schlafen und zwar jedes für sich ungewöhnlich extrem und genussvoll!
Die Abgelegenheit dieser Halbinsel macht den Zugang zwar schwer und teuer, aber stellt auch sicher, dass sich hier nicht zu viele Leute herumtreiben und trotzdem müssen hier regelmäßig Leute gerettet werden, die die Hauptregel missachtet haben: „Don’t mess with the weather, or you’ll find yourself either with a broken tent or flushed down the river… maybe even both!“

Montag, 21. September 2015

Arrival to Niceland



Donnerstag, den 13.08.15 6 Uhr:

Ich sitze, …endlich.
Die Anspannung hört schlagartig auf, ganz im Gegensatz zum Schwitzen. Der Flexy-Tarif erlaubte es mir kurz bevor das Gate schloss als erster in die Boarding Reihe zu stehen, das nenn ich mal praktisch!
Nachdem die zwei Frauen – eigentlich die ersten – relativ ungekonnt ihre Entrüstung überwitzeln, dass das Speedy-Boarding ja eigentlich nicht soo gedacht sei, verfallen sie in genervten Reiterhosentalk.

Der Vogel rollt gen Start, ich bin ganz ruhig. The Cat Empire versüßt mir den Take Off immens! Kaum in den Steigflug gegangen, fängt die Sonne an über den Horizont zu linsen. Was folgt ist das krasseste Wolken-Lichtspiel, das ich bisher gesehen habe.

Während der Blick zum Boden klar ist, ziehen über und langsam Wolken durch. Es werden immer mehr, fügen sich langsam aneinander, verbinden sich zu einem zusammenhängenden Fetzen, der immer dicker wird. Auch von unten verdichtet sich eine Wolkendecke immer mehr. Schließlich wird der Spalt, durch den mich die Sonne noch berührt immer enger und verschwindet schließlich im Grau… doch das Grau bleibt nicht grau, von oben her kommt klare, kaltes Licht, wir erheben uns über die Wolkendecke! Dieselbe wird nun aber langsam zu einem wabernden, brodelnden Lava-Spektakel. Die flüssige Masse bewegt sich unter einer abschirmenden Rauchschicht.
Die Sonne erscheint wieder am Horizont, doch sie strahlt die gestaltannehmenden Wolkengruppen weiterhin von unten an… ein unglaubliches Licht… noch so dezent warm! Die nächsten Schleier ziehen senkrecht gebogen in Schichten vorbei, rhythmisch pulsierend.
Seit Minuten ist die Musik aus, ich habe es gar nicht wahrgenommen!


Nach einer anstrengenden Nacht ohne Schlaf macht sich nun freudige Erwartung breit; der Blick ist geschärft, die Aufgaben klar, Störfaktoren inform von allem Bekannten beseitigt!
Komme was wolle, es wird ein Fest!!!

Donnerstag, 17. September 2015

Mail häufig, Mail selten...


Hallo Bekannte, Verbrannte, Entsannte!
Verwandte, Entspannte, Fremde und deren Hände!
Besiegte, Geliebte und Freunde der Nacht!


[räuspern]


Max und Mo und Lars-Erich, spielen auf dem Steingesicht
im Angesicht der hohen Sonne, hüpfen sie voll wogender Wonne
herum bis sich der Tage neigt, 
die Dunkelheit sie macht sich breit.
Es soll nur immer dunkler werden, 
der Tag erwacht, 
erleucht die Erden!
Ein ewig Spiel ohne Variabel, dachte einst auch noch Franz-Abel.
Doch diese Zeiten sind vorbei, es eilt die lange Nacht herbei!
Noch weiß das keiner merkt es schon, 
man schläft halt, danach dämmerts schon...

Du wanderst den Tag, saugst auf was geht,
du schläfst bei Nacht, hast viel erlebt,
du wandelst den Tag und brauchst kein Licht,
vergeudest die Nacht, dich kümmerts nicht. 

Vergeht ein Tag sinds 4 Minuten,
vergehen noch 14 dann sind es schon Stunden!
Dann ganz langsam wird dir klar, 
das ganze hier wird sonderbar.

Ich renne, ich jage der Sonne entgegen,
schnell genug kann ich mich gar nicht bewegen.
Die Zeit verrinnt, die Sonne sie hinkt,
ich bleibe kurz stehen verschnaufe geschwindt,
es wachsen die Schatten die Sonne versinkt,
das einzige Licht noch: 
der Leuchtturm, 
er blinkt!



Ob lyrisch oder dokumentativ,
zynisch oder provokativ...
Hier werd ich meine Ergüsse teilen,
nur ab und an ein paar weise Zeilen.
Mail häufig,
Mail selten,
aus zwischen den Welten!



Skólavörðustígur mit Blick auf Hallgrímskirkja




















*Bless and stay grounded!
 Euer Wendelin