Freitag, 2. Oktober 2015

Dr. Trash oder: Wie ich lernte, die Tonne zu lieben



Früher saß ich öfters in der Papiertonne und kramte nach weiß was ich überhaupt, aber davon soll hier nicht die Rede sein, davon kann hier nicht die Rede sein, denn die blaue Tonne ist meist sauber, trocken und wunderschön.

Worum es hier geht ist Restmüll, all der Dreck, der eben nicht schön sauber und trocken und wunderschön ist und sich auch nicht zum gelben Sack gesellen will.
Also: versiffte Verpackungen, abgeranzte faulende Früchte, Joghurt all over the place und all der andere crap, man kann sich das ja vorstellen, wenn man mal einen Blick in den eigenen Restmüll wirft…

Ich mag keinen Müll, ich mochte ihn noch nie. Eigentlich hat Müll keinerlei Daseinsberechtigung, weder in der Tonne, noch auf der Müllhalde oder in der Verbrennungsanlage. Es ist ja schön, dass wir für unser Müllproblem derartige „Lösungen“ haben, allemal besser als dass der ganze Rotz im Meer herumtreibt und Schildkröten satt verhungern lässt, aber eigentlich ist das sammeln und zusammentragen und verscharren ja auch keine Lösung, sondern eher „Aus dem Auge aus dem Sinn“ da Plastik ja ewig braucht, um sich zu zersetzten… da macht das Meer schon eher den schnelleren Job^^. Auch Müllverbrennung – von mir aus auch mit Stromerzeugung oder als Heizwerk – kann man allemal als Schadensminimierung betrachten.


Die logische Konsequenz ist, was zum Beispiel diese beiden Leute dazu sagen:
 

 



Also El Duderino sagt: “Refuse Disposable Plastics“, Jack sagt: “Reduce Reuse Recycle” und ist eigentlich immer für einen guten Song zu haben...
Sehr radikale Leute würden vielleicht sagen: „Ich bringe mich einfach um, dann produziere ich keinen Müll mehr, furze die Atmosphäre nicht mehr mit meinen hochpotenten Treibhausgasen voll und für mich müssen keine Tiere geschlachtet oder ausgenutzt werden.“
Der kleine Mann würde vielleicht sagen:
super ich bringe meine eigene Tüte oder Rucksack mit zum Supermarkt
oder
holla schau dir meine neue Nalgene Trinkflasche an, die kann ich nun immer wieder auffüllen, da sind nichtmal Weichmacher drin oha
oder
schau her ich habe eine schmucke neue Lönchbox, in die ich meine freshen Sandwichs packe…
Da ja auch ich ein eher kleiner Mann bin, tue ich natürlich all dies und fühle mich dabei nicht so, als leiste ich einen großen Beitrag zur Sache. Das ganze läuft ja schließlich nicht ohne cheaten ab, dann nimmt man halt mal ein paar Tüten aus der Obstabteilung mit, die kosten wenigstens nichts! Auf ne Cola hab ich aber auch ab und zu mal Bock und auf der Suche danach, was ich so tue, um meinen Müll zu minimieren stoße ich in meiner Küche dann auf folgenden Anblick:


Soviel also dazu…
Konsequentere Leute kaufen nichts mehr, was eingepackt ist, was ich wirklich bemerkenswert finde! Da gibt es extra Läden, in denen man sich alles abfüllen kann, zum Beispiel Reis und Mehl und das füllt man sich dann in seine – die eigene Lebensdauer übersteigenden – Tupperboxen ab.
Eine gute alternative ist natürlich auch zum nächsten sympathischen Bauer seines Vertrauens zu gehen, um dort verpackungsfrei einzukaufen und zwar so wie das Zeug gewachsen ist, da kann dann auch mal ne krumme Gurke, ne gammlige Kartoffel oder nen Apfel ohne Stiel mit dabei sein, aber so ist die Natur halt ;-) das sollte man sich mal klar machen!
Wow da können wir ja schon einiges ändern, um zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten, aber der Verzicht auf Wegwerfartikel wiegt doch sehr schwer, wenn man genauer drüber nachdenkt. Außerdem stößt der kleine Mann für gewöhnlich früher oder später auf ein anderes Problem: Geld!
Ein ganz wichtiger Punkt, bei dem die meisten Leute wieder die Kurve kratzen und sich denken: „Ach leck Arsch, der Klimawandel ist eh nicht aufzuhalten, es gibt so viele Kühe, da furzt eine am Tag soviel wie ich das ganz Jahr! Wir sollten eigentlich alle aufhören zu fliegen, um den CO2-Ausstoß zu minimieren und tun es nicht… die Welt geht eh bald zugrunde, da kann ich jetzt auch weiterhin Urlaub in der Wüste machen und gleichzeitg in einem Süßwasserpool baden, welches mehr Wasser fasst als es Grundwasser gibt.“



Na jetzt werde etwas zynisch, aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit , die im Grunde genommen alles beinhaltet und doch einen ausschweifenden Lebensstil erlaubt. Motiviert durch Hunger, finanzielle Nöte und umweltbewusstes Denken:

Dumpster Diving

Das tolle am Dumpster Diving (liebe Oma, das ist englisch und bedeutet soviel wie: „Mülltonnen-Tauchen“) oder auch Containern:
  • ich reduziere meinen Müll quasi auf Null, da ich alles was ich mitnehme eh schon Müll ist und schon einmal weggeworfen wurde
  • ich esse Produkte höchster Qualität (Fleisch, Obst, Milchprodukte), oft nicht einmal abgelaufen, wenn doch dann meist am vortag oder am aktuellen Tag
  • es wird nicht immer nur Essen weggeworfen, um mal ein paar Beispiele zu nennen: Imprägnierspray (der Deckel fehlt OH NEIN), Tooth Paste Ultra White, Klopapier (2 Rollen waren feucht), Backpapier oder Modelling Clay für die langweilige Vorlesung
  • ich zahle nada niente nikkese nullinger
  • ich würde fast soweit gehen und mich nun als Fruktarier bezeichen, ich esse ja schließlich nur noch „gefallene Edelnahrung“

Die Nachteile:
  • Man kann eventuell auch mal dreckig werden, denn nicht jeder Supermarkt stellt seine Sachen fein säuberlich in einer Kiste hinters Haus, sodass man es sich einfach nur nehmen muss wie beim Penny meines Vertrauens. Auch kann die Chips Packung(!!!) eingesaut sein, sodass man sie erstmal abwischen muss, bevor man daraus essen will. Manchmal muss man halt tatsächlich rein da, Kopflampe mitgenommen, schauen, dass man nicht allzu viele Joghurtbecher zertritt und dann wird gekruschtelt!
  • So ganz legal ist das nicht (rechtliche Gründe). Außerdem schließen viele Supermärkte ihre Container ab, was es natürlich unmöglich macht, aber da man ja heute Hipp oder Öko ist oder auch einfach dazu neigt, sich zu vernetzten,  gibt es mittlerweile auch schon Internetplatformen wie foodsharing.de, wo das ganze quasi unter Absprache  mit den Supermärkten läuft und somit offiziell ist. 
In einer Klassenarbeit in Deutsch würde ich jetzt gekonnt schließen: „Wir sehen hier ganz klar, dass es mehr Vorteile als Nachteile gibt: ein klassisches 5:2 Szenario wie damals 1934 gegen Belgien, dazu muss ich wohl nicht mehr sagen!“

Ich habe nun schon in Australien (thanks to Aldi), in Deutschland  und in Island erfolgreich die Dumpster gedived und generell ist es einfach nur traurig, was alles weggeworfen wird… gut für mich natürlich, aber wir werden sehen, wie lange das noch so weiter geht. Hier kann es bisweilen passieren, dass ich so viele gute Sachen aus dem Müll hole, dass ich ein paar Leute zusammen trommle und wir uns auf ein 4-Gänge-Festmahl treffen.
Zum Abschluss noch eine Zusammenstellung, wie das Aussehen kann oder was da so bei rumkommt:
Sophie beim One-Foot-Still-on-the-Ground-Dive

Annikas Osterdive in Deutschland


Energydrink, Ginger Ale, Chips und Reis verdirbt eigentlich nicht...

Das gab ein üppiges Essen für 6 Leute


Weihnachtstoffifee - davon ging die Hälfte gleich mal an Passanten und Backpacker

Kekse Kekse Kekse und Saft


Backpapier, Klopapier, Zahnpasta

Obst!

100% dived Müsli: Heidelbeeren, Erdbeeren, Apfer, Mango, Banane, Trauben,
Naturjoghurt und feinstes Nuss-Caramel-Skyr!!!
Ich kann nur sagen: Ich esse gut!

nur eine der vielen Sessions...

Inspiriert durch Bens Jecker, Fannika Ricke und Sauren Linger: https://www.youtube.com/watch?v=pF72px2R3Hg
#trashetarian #dumpsterdiving #nofoodwaste