Donnerstag, 12. November 2015

Trip #02: Hengill Geothermal Area

26.8.15
Am Abend der Orientierungsveranstaltung begibt man sich in die Uni-Bar Studentakjallarinn, um ein gepflegtes Bierchen zu sich zu nehmen. Heute ist das Bier ausnahmsweise den ganzen Abend zum Happy Hour Preis von nur 550 ISK zu erstehen – nur sagenhafte 4€ die Pinte und dann auch noch das dreckige Tuborg Greeeeeen :-E ^^ … Da möchte man sich doch gleich einen rein leeren. Seufz, was vermisse ich jetzt schon das gute alte AKK.
Severin, ein tiefenentspannter bayrischer Bub, stellt sich an diesem Abend als potenzieller nächster Reise-Kompagnon heraus. Der wundervolle Umstand, dass ich Montags keine Uni habe und auch diesen Freitag noch keine Vorlesungen sind, veranlasst mich schon einen Tag später eine SMS an Severin raus zuschicken: „Hey was machst du? Willste vorbeikommen und wir planen was fürs we? Ich hab Zeit von morgen bis Montag, also 4 Tage, da könnt man auch was Größeres machen… Zelt hab ich.“ Und so planen wir bei einem Bierchen das verlängerte Wochenende und einigen uns auf ne Tour um das Hengill Geothermalgebiet.
Am nächsten Morgen geht’s los. Treffpunkt in der Touri-Info, Infos einholen, Karten studieren, leider gibt’s nur recht ungenaue Karten für die Gegend, alles nur 1:100.000 aber eine muss es halt sein. Kurz zum Bäcker, dann in den Bónus Schokolade kaufen. Danach direkt zum Busbahnhof und raus aus der Stadt.
Schnell ist man raus aus Reykjavik und die Landschaft öffnet sich, direkt kommt das erste Lavafeld Svinahraun, das sich weit und flach erstreckt…  es ist ca. 1000 Jahre alt. Während die nächsten Berge näher rücken, schiebt sich auch das Geothermie-Kraftwerk Hellisheiði in Sicht. Irgendwo dort wollen wir auch starten und so kommt es uns recht abrupt in den Sinn, den Busfahrer zu fragen, ob er uns hier rausschmeißt. Mit den Worten: „Guys, this is really dangerous what I’m doing here right now“ hält er auf dem Seitenstreifen an. Wir bedanken uns und steigen aus. 

1. Etappe:
Als der Bus weiterfährt, reißt der Wind an uns. Es stürmt bei Sonnenschein. So windig sah das aus dem Bus aber nicht aus! Na egal, gut eingepackt und los geht’s, entlang einer Pipeline vom Bohrloch zum Kraftwerk, die gerade isoliert und eingepackt wird. Es ist wirklich anstrengend gegen diesen Wind anzukommen, da fühl ich mich gleich doppelt schwach mit verstopfter Nase und irgendwie auch fehlender Motivation. Schon nach kurzer Zeit sind wir am Rande des riesigen Lava-Feldes und wir sehen dampfende Löcher an den Hügelhängen. Wir begeben uns in ein kleines Tal dem 805m hohen Hengill vorgelagert. Hier lassen wir unsere Rucksäcke, hier werden wir auch über Nacht bleiben. Dann das wundervolle Tal durchqueren, durchzogen von kleinen Bächen und aus dem Boden sprudelnden Quellen.
 
Hier kam der Lavastrom zu stoppen.
Wir sind früh dran heute und haben nicht viele Kilometer auf dem Plan, deshalb geht’s vorm abendlichen China-Süppchen noch hoch auf den Gipfel des Hengill. Die obersten 50m sind eingenebelt. Planlos suchen wir einen Zipfel, den unser Stolz als höchsten Punkt akzeptiert… gar nicht so einfach, wenn man kaum was sieht. Auf dem Weg nach unten gibt’s noch einen schönen Blick aufs Tal mit seinen rauchenden Rinnen bevor wir im letzten Sonnenstrahl das Zelt aufbauen. Es ist kalt, wir haben gegessen, was kann man da noch machen? Severin schlägt was vor: "Soll ma Versteckus spielen?" Ich brech ab vor lachen.... Das wirklich ungemütlich kalte Lüftchen jagt uns letztendlich schon um kurz nach 8 Uhr ins Zelt. 

Blick aufs Nächtigungstal

Zeltplatz (Zelt in der Bildmitte leicht rechts)

uf dem WEge nunkt akzeptiert..Le ls
Wir ratzen an die 12 Stunden! Müsli, Zelt einpacken und weiter. Wir schlängeln uns wieder aus dem Tal heraus, einfach nur dem Fluss folgend, hinweg über feuchte Auen voller Wollgras: die Schafnachbarschaft. Dann hinauf den Hügel, von wo wir bis zum See bei þingvellir sehen können.

Wir stiefeln so durch die Landschaft, überall dampft es. Einige Löcher hören sich an wie ein Flugzeug, das sich einfach nicht mehr entfernen will, ein tiefes Grollen aus der Erde. Gelegentlich Matschlöcher mit einem Durchmesser von 2m, kochend brodelnd! Da will man nicht hineinfallen! Allerdings ist das Bächlein nebendran umso besser geeignet für ein mittägliches Bad. Wir flacken uns ins flache, um die 39° warme Wasser, Hände und Füße herausgestreckt für die richtige mittlere Temperatur… Bombe! So dösen wir da zwei Stunden hin, bis uns die Gelüste nach einem feinen Käsebrot aus dem Wasser holen.
 Ein wunderschöner Tag verweilt über uns, das Tal versucht mitzuhalten und kein Zweifel, es macht dem Wetter Konkurrenz! Kurz vor Feierabend sollen wir noch einen Fluss durchqueren... hmm auf Schuhe ausziehen haben wir jetzt grade mal kein Bock. Wir laufen erstmal am Ufer weiter, vielleicht ergibt sich später eine Gelegenheit, den Fluss trockenen Fußes zu überqueren. Und was finde ich da am Rande des Ufers? Mit meinen später zurecht als Beerenaugen beschriebenen Sehorganen? Heidelbeeren juhu! Nun… generell versucht man ja nicht wegen jedem Blödsinn einen Stop einzulegen, aber eine Beerensitzung hat immer Priorität!
mm auf  chuchss durchqueren... h man, ganz im Gelüste nach einem feinen Käsebrot aus dem Wasser holen.
n! Zum Abend finden wir auch noch das perfekte Plätzchen für die Nacht... Bäume sind ja spärlich, das weiß man, ganz im Gegensatz zum Wind. Zwar haben wir heute Nacht nur eine leichte Brise, aber man verschmäht doch niemals den Schutz von jungen Birken, die sich für uns zu einem schützenden Grüppchen zusammengestellt haben. Perfekte Schäfchenwolken ziehen übers Schäfchenland, während Severin und Wendelin die Äuglein schließen…
Finde das Zelt.
2. Etappe:
Das Frühstück ist immer wieder ein Hit! Eine Mixtour aus Knuspermüsli, Haferflocken, Rosinen, Datteln, frischen Äpfeln und Kaabaa, fertig um mit Wasser aufgegossen zu werden. Die heutige Strecke startet mit circa 10km Straße. Da wir darauf nicht scharf sind, rennen wir die letzten Meter zur Straße, um dem herannahenden Auto noch den Tramper-Daumen entgegenstrecken zu können…  Je mehr Autos meinen erhobenen Daumen sehen, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf eine baldige Abfahrt. Und mit ein bisschen viel Glück – wie an diesem Tag – hält schon das erste Auto an yeah ;-). Die Schweizer setzen uns 10km später ab, Wasser wird aufgefüllt und sogar die wunderbar weiche Klobrille des Campingplatzes bekommt für ein paar Minuten warme Zuwendung. Dann zurück in die Pampa.
Leichtes Terrain und gute Laune führen zu einem guten Gespräch. Gute Gespräche verlangen Konzentration und da die menschliche Konzentration begrenzt ist, muss sie halt irgendwo anders kürzer treten. Man kennt das ja: da ist man am labern und labern, um bekommt plötzlich einen Tobsuchtsanfall, weil man in Kacke getreten ist oder muss bemerken, dass man die letzten Minuten kaum etwas von der Landschaft mitbekommen hat. In diesem Fall versperrt ein riesiger Misthaufen unseren Weg. Das ist ja unerhört ist das doch… ein fetter Misthaufen mitten auf dem Feldweg, dem wir doch bis zum Ende folgen sollen, bevor wir von ihm abweichen sollen. Er sitzt in einer mistigen Lache, die auch anliegendes Gelände in einen heimtückischen Kacksumpf verwandelt. „Mistmut“ und Ärger. Verständnislos finden wir unsere Wege drüber und drum herum, reden und laufen weiter. Als der Weg langsam unsichtbar wird, halten wir an. Irgendetwas stimmt hier nicht. Nach mehrmaligem kontrollieren der Karte wird uns klar: wir haben jegliche gut gemeinte Hinweise und Augenöffner missachtet, die uns nun auffallen:

  1. Da ging ein „anderer“ Wege rechts ab, markiert mit Pfosten 
  2. Er führte an einem Bach entlang, wie auf der Karte 
  3. Wir liefen über eine Brücke
  4. Ein riesiger Misthaufen versperrt unseren Weg, das ist ja die Höhe!
  5. Schafe kreuzen verstört unseren Weg und rennen verständnislos aus dem Weg.
Fest steht nun: wir müssen diesen Misthaufen noch einmal überqueren...
Wieder auf dem richtigen Weg geht es am Bach entlang. Die Beerenaugen finden noch ein paar Mal einen Grund für eine Snackpause. Dann bergauf, hurtig hurtig rauf auf den höchsten Punkt der heutigen Etappe: Álútur (497hm).





Endspurt für heute. Noch einmal runter ins Tal, dann über den nächsten Pass und wir sind am Nachtlager angelangt. Wir stellen das Zelt neben rauchenden und dampfenden Berghängen auf mit Blick auf einen dampfenden Bach, so heiß, dass er erst für ein Bad taugt, nachdem er sich mit einem zweiten Bach kalten Wassers vermischt hat. Selbst dann hat er noch geschätzte 40°C. Noch vor dem Abendessen gönnen wir uns ein ausgiebiges Bad. Uns ist allerdings mehr nach 38,5°C zumute, deshalb sitzen wir 50m weiter bachabwärts ins Wasser.



3. Etappe:
Nachdem das Zelt am nächsten Morgen gepackt ist, nehmen wir einen Umweg wieder runter zum Bach. Unterwegs gibt’s Frühstück mit Meerblick und Blick auf die Quellen des heißen Wassers. Dann das morgendliche Bad. Das wollen wir uns natürlich nicht nehmen lassen. Eine nette Unterhaltung im Wasser beschert uns eine kostenlose Fahrt nach Reykjavik zurück, ohne auch nur eine Minute an der Straße gestanden zu sein: welch wunderbarer Abschluss!


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